Auch in Ebstorf in diesem Jahr kein Schützenfest
Die Entscheidung, die der Gildevorstand treffen musste, war nicht einfach, aber unumgänglich: im Jahr 2020 wird auch in Ebstorf kein Schützenfest gefeiert werden können. Das „größte Schützenfest der Welt“ in Hannover war bereits abgesagt worden, als der Gildevorstand vor zwei Wochen überlegt hatte, wie man die damals gültige Grenze von 1000 Besuchern einhalten könnte und wie der Mindestabstand unter den Besuchern sichergestellt werden kann. Wer schon einmal auf dem Schützenfest in Ebstorf war, kann die Entscheidung des Gildevorstands für eine Absage nachvollziehen: keine Chance auf 1,5 m Abstand an der Theke und schon gar nicht in der Whiskybar. Und ein Königsball ohne Tanz oder ein Königsfrühstück mit verminderter Teilnehmerzahl wären natürlich auch undenkbar. Als der Gildevorstand nun die Gildemitglieder und alle anderen Beteiligten wie Musikzüge, Schützenfestwirt und Schausteller über die Absage offiziell informiert hat, war die derzeit aktuelle Corona-Schutzverordnung gerade in Kraft getreten und Schützenfeste, egal welcher Größe, nun ohnehin explizit verboten worden.
„Gerne hätte die Schützengilde, wie in jedem Jahr, wieder gemeinsam mit den Ebstorfer Bürgerinnen und Bürgern, befreundeten Gilden, den Abgesandten von Bundespolizei und Bundeswehr und weiteren Besuchern von nah und fern gefeiert.“ sagt der 1. Gildeherr Peter Meyer. „Obwohl die Rechtslage zum Zeitpunkt der Entscheidung noch nicht eindeutig war, stand für uns fest, dass die Gesundheit aller Gildemitglieder und Besucher im Vordergrund stehen muss und alle Beteiligten auch Planungssicherheit haben müssen.“ so Meyer weiter, der selbst im Gesundheitswesen beschäftigt ist. Nicht nur die Gildeversammlung im März, auch die Himmelfahrtsversammlung, bei der offiziell über die Durchführung des Schützenfestes abgestimmt wird, und die Gildemeisterschaft mussten abgesagt werden, dazu zahlreiche Veranstaltungen der einzelnen Korps. „Ob oder was davon und in welcher Form nachgeholt werden kann, müssen wir abwarten.“ sagt dazu der 2. Gildeherr Andreas Puschmann. Und weiter „Aber wir sind froh, dass alle Mitglieder zur Gilde stehen und es zu keinen Austritten kommt, wie in einigen anderen Vereinen.“
Die noch amtierende Majestät Marius Meyer wird nun auf jeden Fall in die Gildegeschichte eingehen als der König, der als erster seit über 70 Jahren durch äußere Einflüsse eine mehrjährige Amtszeit haben wird. „Soweit man nachvollziehen kann, konnte das Ebstorfer Schützenfest erst in drei Zeiträumen auf behördliche Anordnung nicht stattfinden: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts in der Napoleonischen Zeit und während der beiden Weltkriege und als jeweilige Nachwirkung davon im vergangenen Jahrhundert.“ weiß der ehemalige 1. Gildeherr Hans-Joachim Lüllau zu berichten. „Nach dem 2. Weltkrieg durften die Ebstorfer 1949 als erste in der britischen Besatzungszone wieder offiziell ein Schützenfest mit Königsschießen feiern. Die Gilde hatte einen Brief direkt an der britischen König Georg VI. geschrieben, der das Schützenfest, gegen den Willen des britischen Kreiskommandanten, erlaubte. Die jahrhundertealte Tradition der Ebstorfer Gilde und der Bezug zum ehemaligen Königreich Hannover hatten ihn wohl überzeugt.“
„Wir hoffen nun, dass die weitere Entwicklung zumindest die Fleckenmeisterschaft im November erlaubt, zu der auch immer der gesamte Ort eingeladen ist.“ schließt Peter Meyer. Ansonsten kann sich jeder auch schon mal den 7. Juli 2021 als Beginn des nächsten Schützenfestes notieren.
Andreas Puschmann und Peter Meyer demonstrieren mit dem Gliedermaßstab:
1,5 Meter Abstand beim Schützenfest? Keine Chance, das einzuhalten