Leicht unterkühltes Schützenfest mit trotzdem guter Stimmung
„Immer auf die Kleinen“ hätte man in diesem Jahr beim Schützenfest in Ebstorf denken können, ist doch beim traditionellen Eintrommeln durch den Gildetambour bereits am Vormittag des Schützenfestmittwochs ein kräftiger Schauer auf die ihn begleitenden Kinder niedergegangen. Das Konzert der Ebstorfer Musikgemeinschaft (EMG) am Nachmittag im Klosterhof fand dann aber wieder bei bestem Wetter statt, bevor dann am Abend wie immer mit dem Kommers das Schützenfest auch offiziell begonnen hat.
Obwohl „wie immer“ nicht so ganz stimmt, denn es war das erste Schützenfest unter der Leitung des neuen 1. Gildeherrn Peter Meyer. Der scheidende König Lars-Holger Kirks berichtete in seiner Rede über die Historie des Königsschießens, bei dem bis 1617 noch auf lebende Vögel geschossen wurde, bevor diese in Ebstorf durch Zielscheiben, andernorts durch Holzvögel ersetzt wurde. Der Präsident des KSV Uelzen Jörg Martens griff in seiner Rede die verbale Entgleisung eines Grünen-Politikers in Hannover wenige Tage zuvor auf, in der dieser das Schützenwesen pauschal als „Ort der Rechten“ diffamiert hat und betonte demgegenüber die ebenso sportliche wir demokratische Gesinnung der allermeisten Vereine. Der Kommers ist der Tag beim Schützenfest, bei dem die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft im Schützenbund oder besondere Leistungen durchgeführt werden. Herauszuheben ist hier ganz besonders die Ehrung von Otto Meyer aus dem Jägercorps für 70-jährige Mitgliedschaft in der Schützengilde Ebstorf.
Außerdem wurden Hans-Joachim Lüllau für seine Lebensleistung, Martin Schulz für sein Engagement für die Jugend und Dietrich Zarft für seinen Einsatz als 1. Gildeherr gewürdigt. Am Ende des Kommers stand wie immer die Neuaufnahme neuer Gildebrüder, immerhin sechs Neueintritte gab es in diesem Jahr, bevor mit dem feierlichen Zapfenstreich auf dem Schützenplatz und der „Post im Walde“ auf dem Winkelplatz, trotz nächtlicher Stunde unter Beteiligung zahlreicher Zuschauer, der erste Tag endete.
Nach einer kurzen Nacht begann der zweite Tag des Schützenfestes mit dem großen Festumzug, bei dem die Ehrengäste persönlich abgeholt und zum Schützenplatz gebracht werden. Dort angekommen haben der Vertreter des Bundespräsidenten, Revierförster Malte Dicke, und der Vorjahreskönig Lars-Holger Kirks die Ehre das Königsschießen zu eröffnen, bevor dann nach weit über zwei Stunden Marsch alle ins Schützenhaus zur Stärkung beim Königsfrühstück gehen.
Neben zahlreichen Reden wird hier der „König der Könige“ bekannt gegeben: Dieter Gade hat in diesem Jahr bei der Gildemeisterschaft den besten Schuss abgegeben und darf nun ein Jahr lang die entsprechende Kette tragen. Im Laufe des Nachmittages haben dann insgesamt 37 Schützen ihr Glück beim Schießen auf die Königsscheibe versucht, aber gewinnen kann natürlich einer: Marius Meyer vom Schwarzen Korps wurde, nach dem um 17 Uhr der letzte Schuss gefallen war, mit einem 371,3 Teiler neuer Ebstorfer König. Bei der Proklamation um 18 Uhr wurden auch die weiteren Majestäten proklamiert: den Junge-Leute-Löffel hat Calvin Klindtwort mit einem 241,9 Teiler errungen, das Königspaar des Spielmannszuges heißt Nicole Schwarzrock und Florian Kaleshi. Bei der EMG hatten Kirsten Meier und Matthias Michalek beim Schießen die Nase vorn. Nach der Proklamation marschierte die Gilde zunächst ins Kloster, wo der neue König der Äbtissin vorgestellt wurde. Danach ging es in Alms historische Scheune am Domänenplatz, ohnehin Quartier des Schwarzen Korps und jetzt auch noch das echte Quartier des Königs.
Der Freitag ist dann für die meisten Gildebrüder der Pausentag zur Erholung, bevor am Abend der Königsball mit der Zeremonie um den Hindenburgpokal und historischem Königstanz stattfindet. Zum gelungenen Abend, bei dem wieder zur hervorragenden Musik von der Band „Deep Passion“ bis zum Morgengrauen gefeiert wurde, trug erneut das perfekte Königsessen von Festwirt Olli Brink bei. Dieser überraschte aber noch vor dem Essen Jessica Lüllau, Birgit Porsch und Daniel Anlauf, indem er ihnen vor versammelten Ballbesuchern für besonders langjährige, treue Unterstützung mit einem Blumenstrauß dankte.
Am Sonnabend standen wie immer die Kinder im Mittelpunkt des Festes. Nach dem Kinderschützenfestumzug gab es auf dem Festplatz für die Kleinen zahlreiche Spiele auf dem Platz und genau hier gab es dann leider zum zweiten Mal für die Kleinen Regen auf den Kopf, die sich davon aber sichtlich weniger beindruckt zeigten als die jeweiligen Eltern. Die etwas größeren Kindern maßen sich zeitgleich im Wettbewerb um die Kinderkönigswürde. Bei den Mädchen verteidigte Johanna Witte ihren Titel, Tim Lammerich zeigte sich bei den Jungs am treffsichersten. Bei der Proklamation wurde dann aber nicht nur das Kinderkönigspaar geehrt, auch die besten Tänzer des vorhergehenden Kindertanzes und die schönsten Blumenstöcke und –bögen aus dem Umzug wurden prämiert.
Am Nachmittag gut angenommen wurden dann auch die Fahrgeschäfte und Buden, wobei die Ebstorfer über ein Fahrgeschäft staunten, dass hier noch nie stand: ein „fliegender Teppich“. Sonnabendabend gab es dann im Weingarten wieder ein Platzkonzert der „fidelen Lopautaler“, die mit ihrer Musik die Wartezeit auf das schon mehrmals wegen Trockenheit verschobene Feuerwerk verkürzten. Da es ja nun aber gerade am Nachmittag geregnet hatte, konnte das Feuerwerk auch tatsächlich starten, auch wenn wegen der fast herbstlichen Kühle schon einige Besucher den Platz wieder verlassen hatten.
Dafür strömten die ersten Besucher der Sommerparty auf den Platz, so dass es doch viele Zuschauer und auch reichlich Applaus für das sehenswerte Höhenfeuerwerk gab. War die Sommerparty im Schützenhaus, vielleicht wegen der großen Hitze, in den vergangenen Jahren doch eher schwach besucht, gab es in diesem Jahr eine volle Hütte und die letzten Besucher haben wieder erst am frühen Morgen den Weg nach Hause gefunden.
Am Sonntag schließlich wurde noch Bürgerkönigin Kerstin Wolle vor dem Rathaus proklamiert, bevor der aus rund 500 Uniformierten bestehende und mehrere 100m lange Umzug König Marius Meyer und die anderen Majestäten aus seinem Lager abholte und nach dem Defilee ins Schützenholz marschierte. Ausgeklungen ist das Schützenfest dann mit dem traditionellen Kletterbaum für die Kinder, Darbietungen der am Ausmarsch beteiligten Musikzüge auf dem Platz und in Meyers Eck sowie für die wackersten Kämpfer am späteren Abend noch einmal Musik „vom Plattenteller“ und Tanz, zunächst wieder einmal auf dem Autoscooter, danach im Schützenhaus bis um Punkt Mitternacht.