Schützenfest Ebstorf: viel Tradition und manche Neuerung
Waren im letzten Jahr beim Schützenfest die Getränke genauso schnell wieder ausgeschwitzt, wie sie getrunken waren, konnten die Schützen und Besucher sich in diesem Jahr über höchst angenehme Temperaturen bei bestem Wetter freuen. Lediglich beim Eintrommeln am Mittwochmorgen, bei dem der Gildetambour Markus Gurke mit den Kindern durch den Ort zieht, um bei den Geschäftsleuten um Süßigkeiten zu werben, durchnässte ein kurzer, aber heftiger Schauer die Teilnehmer. Erste Neuerung dieses Jahr: erstmals (zumindest kann sich niemand daran erinnern, dass dies schon mal vorgekommen wäre) ist der amtierende König in voller Uniform mit seinen Posten beim Eintrommeln mit dabei.
Am Abend dann begann mit dem Kommers im Schützenhaus das eigentliche Schützenfest, indem der erste Gildeherr nach seiner Eröffnungsansprache dreimal mit dem Schafferholz kräftig auf das Pult klopfte. Danach verabschiedete sich auch Vorjahresmajestät Andreas Schmidt mit einer Rede, in der er besonders dem Spielmannszug für die musikalische Unterstützung in seinem Königsjahr dankte und hierfür dem Spielmannszugobmann Matthias Deneke eine großzügige Spende überreichte. Nach zahlreichen weiteren Reden der Funktionsträger in der Gilde stellten sich die fünf Neueintritte in die Gilde mit mehr oder weniger kurzen Reden vor und wurden durch den Trunk aus dem Willkomm vollwertige Gildebrüder.
Schließlich gaben die Hauptleute noch ihre Befehle für das Schützenfest aus, bevor der Gildeabend wie immer mit dem großen Zapfenstreich im Fackelschein draußen auf dem Schützenplatz endete, intoniert vom Spielmannszug und der Ebstorfer Musikgemeinschaft, die zuvor auch schon die musikalische Begleitung des Kommers übernommen hatte. Der anschließende mitternächtliche Fackelzug durch den dunklen Ort zum Winkelplatz, wo die „Post im Walde“ intoniert wurde, fand trotz der späten Stunde unter Beteiligung zahlreicher Zuschauer statt.
Der Donnerstag begann wie jedes Jahr mit dem großen Umzug durch den Klosterflecken mit der Abholung der Ehrengäste zum Königsfrühstück im Schützenhaus. Nach der Ankunft auf dem Platz gibt aber zunächst neben dem scheidenden König auch der höchste Staatsbeamte im Ort in Vertretung des Bundespräsidenten die ersten Schüsse auf die Königsscheibe ab. Und an dieser Stelle gab es in diesem Jahr eine kleine Sensation: Statt des erkrankten Revierförsters Karsten Lührs übernahm die Leiterin der örtlichen Polizeistation Karen Brummerloh diese ehrenvolle Aufgabe und schrieb damit Geschichte, denn es war das allererste Mal, dass eine Frau auf die Königsscheibe in Ebstorf schießen durfte. Zum Sieg hat es allerdings nicht gereicht, denn von den 33 Schützen auf die Königsscheibe gab Christoph Alms vom Schwarzen Korps mit einem 610,5 Teiler am späteren Nachmittag den entscheidenden Königsschuss ab. Bei der Proklamation um 18 Uhr wurden auch die weiteren Majestäten proklamiert: Jugendkönig ist Christoph Dörnbrack, der mit einem 51,9 Teiler die Konkurrenz hinter sich gelassen hat, den Junge-Leute-Löffel hat erneut Michel Lammerich mit einem 241,9 Teiler errungen. Das Königspaar des Spielmannszuges heißt Gabi Kunst und Florian Kaleshi, bester Schütze unter den Schülern der Georgsanstalt ist Hauke Brodermann mit einem 631,7 Teiler.
Nach der Proklamation marschierte die Gilde zunächst ins Kloster, wo der neue König der Äbtissin vorgestellt wurde. Danach ging es in Alms historische Scheune am Domänenplatz, ohnehin Quartier des Schwarzen Korps und jetzt auch noch das echte Quartier des Königs. Der Freitag ist dann für die meisten Gildebrüder der Pausentag zur Erholung, bevor am Abend der Königsball mit der Zeremonie um den Hindenburgpokal und historischem Königstanz stattfindet. Zum gelungenen Abend, bei dem wieder bis zum Morgengrauen gefeiert wurde, trug erneut das perfekte Königsessen von Festwirt Olli Brink bei.
Am Sonnabend standen wie immer die Kinder im Mittelpunkt des Festes. Nach dem Kinderschützenfestumzug gab es auf dem Festplatz zahlreiche Spiele und Preise für die kleineren, die größeren maßen sich im Wettbewerb um die Kinderkönigswürde. Während die Mädchen ihre Königin Lauren Schulz mit dem traditionellen Vogelstechen ermittelten, gab es bei den Jungs eine Neuerung: statt mit dem Luftgewehr wurde in diesem Jahr erstmals mit einer so genannten Lichtpunktschießanlage (Lasergewehr) geschossen.
Organisator Jens Ziegeler hatte diese Anlage leihweise bekommen können, um diese Technik einmal unter Realbedingungen testen zu können. Jugendleiter Martin Schulz hätte nach diesem erfolgreichen Test gerne dauerhaft eine solche Anlage, bei der statt Munition nur ein Laserstrahl zum Einsatz kommt und die daher auch für Kinder unter 12 Jahren geeignet ist, um so auch jüngere für den Schießsport begeistern zu können. Da die Jugendschießgruppe die etwa 1700 € für eine Lichtpunktschießanlage aber auch nicht „aus dem Ärmel schütteln“ kann, hofft er auf einen oder mehrere Spender, die einen Kauf ermöglichen könnten. Sieger und damit Kinderkönig auf dieser innovativen Anlage wurde Cedric Klindtwort. Bei der Proklamation wurde dann aber nicht nur das Kinderkönigspaar geehrt, auch die besten Tänzer des vorhergehenden Kindertanzes und die schönsten Blumenstöcke und –bögen aus dem Umzug wurden prämiert.
Als Lehre aus der sengenden Hitze im letzten Jahr wird das Kinderkönigspaar ab diesem Jahr nicht mehr im Kloster vorgestellt, sondern der Kinderkönig direkt in sein Lager eingebracht. Da Cedric Klindtwort Sohn eines Joppen ist, führte der Weg natürlich in das Lager des Joppen-Korps in der Lutherstraße, die sich immer mehr für eine Umbenennung in Königsstraße empfiehlt, residieren doch seit 2011 ununterbrochen Könige verschiedener Korps dort. Hierbei erstmals im Einsatz waren die neuen Fahnen des Kinderschützenfestes in den Farben der Gilde und der Korps, die, nachdem die alten mittlerweile verschlissen waren, von der Ebstorfer Wirtschaftsgemeinschaft beschafft und gespendet worden waren. Peinlich nur: die Herstellerfirma hat die Fahne in den Gilde- bzw. Gemeindefarben verkehrt herum montiert mit gelb oben und blau unten.
Am Sonnabendabend gab es dann im Weingarten erstmals ein vielbejubeltes zweistündiges Platzkonzert des TBO, was wegen des großen Erfolges nun dauerhaft etabliert werden soll. Am Sonntag schließlich wurde noch Bürgerkönig Heiko Brauer vor dem Rathaus proklamiert, bevor der Umzug König Christoph Alms und die anderen Majestäten aus seinem Lager abholte und nach dem Defilee ins Schützenholz marschierte. Ausgeklungen ist das Schützenfest dann mit dem traditionellen Kletterbaum für die Kinder, Darbietungen der am Ausmarsch beteiligten Musikzüge auf dem Platz und in Meyers Eck sowie für die wackersten Kämpfer am späteren Abend noch einmal Musik „vom Plattenteller“ und Tanz im Schützenhaus bis Mitternacht.
Am Montag stand dann noch (nun in zivil) der so genannte Resteverzehr und die Siegerehrung für die Gewinner der Ehrenpreise an. Den Klosterpokal errang in diesem Jahr Franziska Meyer mit einem 246,4 Teiler, die Ehrenscheibe auf 50 m holte sich Heike Voss mit einem 231,2 Teiler. Die Ehrenscheibe auf 100 m ging für einen 294,1 Teiler an Tobias Rühlow. Den 1. Gildepreis errang für einen 130,0 Teiler Polizeileutnant Peter Meyer, die weiteren Gildepreise gingen für einen 186,3 Teiler wie im letzten Jahr an Gildeadjutant a.D. Volkmar Andres und Schießunteroffizier Dietmar Stever für einen 199,7 Teiler. Den besten Schuss auf die Probescheibe beim Königsschießen schaffte Maik Schulze mit einem 137,6 Teiler und staubte dafür die geschnitzte Mauritiusscheibe ab. Über die Ehrenscheibe Jugend auf 10 m konnte sich noch Jannis Berghausen durch seinen 38,8-Teiler-Schuss freuen, auf den Pokalplätzen folgten Christoph Dörnbrack mit einem 41,6 Teiler und Maximilian Berghausen mit einem 77,2 Teiler. Das Schießen des Schützenhausteams schließlich gewann Carmen Latzko mit einem 437,4 Teiler.